Auftaktveranstaltung „Gute Kitas leben Kinderrechte“
Berlin, 2.9.2024 „Gute Kitas leben Kinderrechte“: Unter diesem Motto treffen sich am 2. September rund 700 Pädagog*innen aus Kita-Eigenbetrieben und Studierende der Pro Inklusio Fachschule für Sozialpädagogik im Berliner Estrel Hotel. Die Veranstaltung ist der Auftakt zu einem Projekt, an dem in den nächsten drei Jahren alle 285 Kindertagesstätten der Eigenbetriebe teilnehmen werden. Das Ziel: Die gemeinsame Erarbeitung eines Praxisordners, der die Pädagog*innen mit 15 praxisnahen Bausteinen bei der Umsetzung der Kinderrechte im Kita-Alltag unterstützt.
Kinderrechte sind entscheidend für eine gerechte Gesellschaft, denn die Grundlagen für eine lebendige Demokratie werden schon in der Kita gelegt, wo Kinder spielerisch Solidarität und Verantwortung lernen. Deshalb starten die Berliner Kita-Eigenbetriebe und die Pro Inklusio Fachschule für Sozialpädagogik am 02. September 2024 ein dreijähriges Projekt, das darauf abzielt, Kinderrechte in Kitas gemeinsam mit den Fachkräften zu stärken und aktiv in den Alltag zu integrieren.
Dafür entwickeln sie gemeinsam mit Studierenden der Pro Inklusio Fachschule für Sozialpädagogik pädagogische Leitlinien, die in Form von „Bausteinen“ für das Kollegium der Kitas aufbereitet werden. Die Bausteine enthalten konkrete methodische Handlungsempfehlungen, Praxisimpulse und Reflexionsfragen. Das Besondere an diesem Projekt ist der Fokus auf Partizipation und Demokratiebildung: Sowohl die Perspektiven der Mitarbeiter*innen der Kita-Eigenbetriebe als auch die der Kinder werden aktiv einbezogen.
„Das Einzigartige an diesem Projekt ist, dass der Praxisordner nicht bereits fertiggestellt ist, sondern gemeinsam mit allen Kitas der Berliner Eigenbetriebe noch erarbeitet wird. Dies ist in Berlin bisher beispiellos und zeichnet sich durch einen besonders intensiven Partizipationsprozess aus, der alle Beteiligten aktiv einbindet,“ betont Kati Nguimba, Fachberaterin präventiver Kinderschutz Kindergärten City und Verantwortliche für den Partizipationsprozess.
Kinderrechte leben heißt mehr pädagogische Qualität in der PraxisDie Steuergruppe des Projekts „Gute Kitas leben Kinderrechte“, bestehend aus Vertreter*innen der Berliner Eigenbetriebe und der Pro Inklusio Fachschule für Sozialpädagogik, leitet die Entwicklung der 16 pädagogischen Bausteine. Zwei dieser Bausteine – „Kinderrechte“ und „Mahlzeiten“ – wurden bereits erarbeitet und in Berliner Kitas sowie in einer Fachschulklasse erprobt. Diese ersten Ergebnisse dienen als Grundlage für die weiteren Module und werden am 2. September 2024 den Mitarbeitenden und Studierenden vorgestellt. Ab 2025 beginnt die schrittweise Einführung der weiteren Bausteine in den Kitas. Der gesamte Prozess, der in drei Phasen gemeinsam mit den pädagogischen Fachkräften durchgeführt wird, soll 2027 mit einer Abschlussveranstaltung enden.
„Mit dem Beteiligungsprozess über mehrere Jahre und dem Praxisordner erreichen wir alle Kitas der Eigenbetriebe. Dadurch können die Fachkräfte ihr Wissen gezielt in den Kita-Alltag übertragen und noch stärker auf die Rechte der Kinder eingehen. Der neue Qualitätsstandard, der in diesen drei Jahren erarbeitet wird, ist nicht ‚von oben‘ vorgegeben, sondern gemeinsam mit den Fachkräften entwickelt worden, die täglich im direkten Kontakt mit den Kindern stehen,“ erklärt Kristin Ander, Fachberatung Kinderschutz bei Kindertagesstätten Nordwest und Mitglied der Steuergruppe.
Von klein auf stark: Lichtenberg eröffnet Kita für junge Mitbestimmer*innen
Kinder, die in der Kita mitbestimmen und deren Rechte geachtet werden, entwickeln sich kognitiv, sozial und emotional besser. Diese Überzeugung verfolgen die Berliner Eigenbetriebe, die Kinderrechte fest in ihren pädagogischen Alltag integrieren. Anfang 2025 eröffnet in Lichtenberg die erste Kita der Eigenbetriebe mit einem besonderen Schwerpunkt auf Demokratiebildung. Hier sollen Kinder gezielt darin unterstützt werden, ihre Rechte zu erkennen und wahrzunehmen. Die Einrichtung dient als Modellprojekt, das zeigt, wie demokratische Werte und Kinderrechte in der frühkindlichen Bildung praktisch gelebt werden können.
Andrea Möller, Kitaleitung bei Kindergärten NordOst und Verantwortliche für die demokratiebasierte Kita in Lichtenberg, erinnert sich an ein gelungenes Beispiel der gelebten Kinderrechte: „Letztes Jahr sprach ich mit Kindern über die Finanzierung einer Hüpfburg für ihr Fest. Obwohl das Budget knapp war, haben wir die Kinder in den Planungsprozess einbezogen. Sie schlugen vor, einen Spielzeugflohmarkt zu veranstalten, um das nötige Geld zu sammeln – und das hat so gut geklappt, dass wir zwei Hüpfburgen hätten kaufen können! Am Ende wollten die Kinder das überschüssige Geld spenden. Der Mehrwert von Kinderrechten zeigt sich für mich praktisch darin, dass Kinder nicht nur mitbestimmen, sondern auch die Chance erhalten, Verantwortung zu übernehmen und kreative Lösungen zu entwickeln.“